Hürden vor dem Studium

Schüler aufgepasst:

Alles, was Ihr über EFVs und AdHs wissen müsst

und schon in der Oberstufe beachten solltet

 

„Hätte ich gewusst, dass ich als Zulassungsvoraussetzung für meinen Wunschstudiengang

ein Praktikum / eine Mappe mit Arbeitsproben / einen bestimmten Englischtest /

eine spezielle Fächerkombination brauche, hätte ich mich darum in den letzten 1-2 Jahren gekümmert und könnte jetzt zum Wintersemester starten.“

 

So oder so ähnlich hören wir immer mal wieder verzweifelte Abiturienten klagen.

 

Obwohl in vielen Fächern noch immer die Abiturnote das wichtigste Kriterium für die Auswahl der Studierenden ist, könnten die Zulassungsverfahrenan deutschen Universitäten und Fachhochschulen unterschiedlicher nicht sein.

 

Wir können in diesem Artikel daher nicht sämtliche Hürden im Bewerbungsprozess um einen Studienplatz aufdecken. Dennoch wollen wir verhindern, dass Ihr blind auf die Hindernisse zulauft und möchten im Folgenden ein bisschen Licht in die Auswahlverfahren der Hochschulen(Summe der Universitäten, Fachhochschulen und Hochschulen sowie auch Akademien) bringen.

 

Mögliche Hürden auf dem Weg zum Studienplatz

 

Auch wenn laut Gesetz jeder einen Rechtsanspruch auf einen Studienplatz hat, gibt es ein paar Einschränkungen zu beachten:

 

  1. Ein gewisses Maß an Qualifikation-meistens in Form eines (Fach-)Abiturs wird vorausgesetzt.
  2. Für bestimmte Studiengänge kann eine besondere Eignungerwartet werden (z.B. im Fach Sport, künstlerischen Studiengängen, Journalistik, usw.)
  3. Sind nicht ausreichend Kapazitätengegeben, kann die jeweilige Hochschule die Anzahl der Studierenden begrenzen. Auf Grundlage verschiedener Kriterien wird dann eine Auswahl zwischen den Bewerber(inne)n getroffen.

 

Die folgende Tabelle zeigt, welche Wege in Deutschland zum Wunschstudiengang führen. Im Weiteren möchten wir uns allerdings weder den verschiedenen Möglichkeiten der HZB (Hochschulzugangsberechtigung) noch den unterschiedlichen lokalen oder bundesweiten Bewerbungsverfahren widmen.

 

Uns interessieren die „weiteren Zulassungsvoraussetzungen“ und „Auswahlkriterien“, die Ihr schon auf dem Weg zum Abitur ins Visiernehmen solltet.

 

 

 

 

 

Studienwunsch
 

Hochschulzugangsberechtigung (HZB)

·       Abitur

·       Fachhochschulreife

·       berufliche Qualifikation

Begabtenprüfung

 

 

ggf. weitere Zulassungsvoraussetzungen?

·       Besuch von Orientierungsveranstaltungen/-portalen

·       (Vor-)Praktika

·       Berufserfahrung (bei Weiterbildungsstudium)

·       vorheriges Studium (bei Master)

·       Arbeitsvertrag (für duales Studium)

·       Eignungsfeststellungsverfahren (EFV)

 

Zulassungsbeschränkung?

 

·       ja (rund 40% aller Bachelor-Studiengänge)

lokal oder bundesweit zulassungsbeschränkt?      lokal/örtlich                                       bundesweitnein (rund 60% aller Bachelor-

Studiengänge)

Bewerbung bei….·       direkt bei der Hochschule

·       Dialogorientiertes Serviceverfahren (DoSV)www.hochschulstart.de

·       Stiftung für Hochschul- zulassungwww.hochschulstart.de
 

 

 

Auswahlkriterien

·       (Fach-)Abiturnote

·       gewichtete Einzelfachnoten

·       Berufserfahrung, Abschlussnote der Ausbildung, geleisteter Dienst

·       Ergebnisse von Tests

·       Ergebnis eines Auswahlgesprächs

·       Ortspräferenz

·       Wartezeit

 

 

 

Zulassungsbescheid/-angebot

                ja

 

 

 

nein
 

 

 

Nehme ich den Platz an?

Einschreibung an der jeweiligen Hochschule

 

 

 

 

ja

 

 

nein

·       Nachrückverfahren

·       Losverfahren

·       in einen zulassungsfreien Studiengang einschreiben

·       Kapazitätsklage

 

Platz geht an Nachrücker(innen)

Einschreibung an der jeweiligen Hochschule

 

 

 

Weitere Zulassungsvoraussetzungen

 

Besuch vonOrientierungsveranstaltungen/-portalen

Hochschulen haben heute mehr denn je mit Passungsproblemen (Kompetenzen und Interessen des Studenten zu Anforderungen des Studiengangs) zu kämpfen. In der Folge ergeben sich hohe Studienabbrecherquoten, die verhindertwerden sollen.

 

Viele Hochschulen setzen daher auf sogenannte OSAs (Online Self Assesments), bei denen der Studienanwärter zu seinen Interessen befragt wird. Teilweise muss er seine Kompetenzen selbst einschätzen, teilweise gibt es Kompetenztestungen. Oftmals wird zusätzlich über Inhalte des Studiums, aber auch die weiteren Berufsmöglichkeiten informiert.

 

Im Ergebnis erhält der Interessent eine persönliche Auswertung, die versucht, zu dokumentieren, wie groß die individuelle Passung zum Wunschstudiengang ist.

I.d.R. ist nur die Teilnahme am OSA, nicht aber ein Bestehen Zulassungsvoraussetzung.

Einige Hochschule führen anstatt der OSAs auch Orientierungsveranstaltungen mit Anwesenheitskontrolle durch.

 

(Vor-)Praktikasind häufig Zulassungsvoraussetzung bei ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen oder z.B. beim Studiengang Soziale Arbeit oder Journalismus. Am häufigsten werden 12 Wochen Praktikum in einem dem Studiengang artverwandten Berufsfeld gefordert. Teilweise reicht es, wenn zum Einschreibungszeitraum ein Vertrag vorgelegt wird, der darauf verweist, dass 6 Wochen des Praktikums noch vor Studienstart abgewickelt werden.

 

Für verschiedene Weiterbildungsstudiengänge, aber auch sehr praxisnahe Studiengänge wie z.B. Pflegemanagement, wird häufig mehrjährige Berufserfahrungvorausgesetzt.

 

Voraussetzung für ein Masterstudium ist zumindest an allen staatlichen Hochschulen ein Bachelorstudium. Empfehlenswert ist es, bereits auf Hälfte des Bachelorstudiums interessante Masterstudiengänge hinsichtlich deren Zulassungsvoraussetzungen zu analysieren. Neben einer bestimmten Mindestnote im Bachelorabschluss werden teilweise sehr unterschiedliche Credits verlangt.

 

Um sich für ein duales Studiumzu bewerben, benötigt man i.d.R. einen Arbeitsvertragvon einem Unternehmen, bei dem man den praktischen Part ableistet. Bereits ein Jahr vor Studienstart sollte man sich hierfür bewerben.

 

Eignungsfeststellungsverfahren(EFV)werden immer dann durchgeführt, wenn eine besondere Eignung für das Studium von Nöten ist. Das ist z.B. die sportliche Eignung für ein Sportstudium oder die künstlerisch-kreative Eignung für ein Studium im Bereich Kunst oder Architektur. Bei diesen EFV ist auf den Zeitfaktorzu achten. Manch ein Interessent verwendet 6 bis 12 Monate auf das Anfertigen seiner Mappe mit künstlerischen Arbeitsproben. Und auch die Hochschulen brauchen einige Zeit für die Begutachtung der Mappen und wollen diese häufig schon Anfang des Jahres eingereicht sehen (bei Studienstart im Wintersemester). Ein Schüler, der im Abijahr mit dem Studium starten will, sollte also schon ab Mitte der 12. Klasse mit der Arbeit an der Mappe loslegen.

 

Bei den Sporteignungsprüfungen verhält es sich ähnlich. An der wohl renommiertesten deutschen Sportfakultät der Deutschen Sporthochschule Köln gibt es nur zweimal im Jahr Aufnahmeprüfungen.Vorbereitungszeit ist für den Durchschnittsbewerber auch nicht ganz unerheblich und sollte mit mehreren Monaten angesetzt werden.

 

Da die Studiengänge zunehmend internationalisiert werden, sind oftmals auch sehr gute Englischkenntnisse vorausgesetzt. Um die Englischkenntnisseunter Beweis zu stellen, müssen Studienbewerber bestimmte Ergebnisse wahlweise im TOEFL Test, IELTS oder Cambridge Certificate erzielen.Will man z.B. in Mannheim Betriebswirtschaftslehre studieren, braucht man einen sehr guten TOEFEL Test. Und den macht man nicht mal soeben, es sei denn, man hatte Englisch-LK, war ein Jahr im englischsprachigen Ausland oder/und hat sich zusätzlich intensiv auf den Test vorbereitet.

 

 

ADHs Auswahlverfahren der Hochschulen

 

Staatliche Hochschulen müssen bei der Auswahl der Bewerber diejenigen annehmen, die die besten Studienerfolgsaussichten haben. Für die Auswahl gibt es bestimmte Vorgaben und Möglichkeiten. So muss die (Fach-)Abiturnotewesentliches Kriteriumbei der Auswahl sein. Häufig wird in den ADHs neben der Wartezeitlediglich die (Fach-)Abiturnote eingesetzt. Dann kann man auf den Webseiten der Hochschule nachlesen, bis zu welchem Notenschnitt in den letzten Semestern aufgenommen wurde. Dieser letztmögliche Notenschnitt wird häufig fälschlicherweise mit NC verwechselt. Die beschränkte Anzahl von Studienplätzen ist der Nummerus Clausus (NC) und nicht etwa der letztmögliche Notendurchschnitt, der die Auswahlgrenze markiert.

 

Bei ingenieurwissenschaftlichen, naturwissenschaftlichen und medizinischen Studiengängen werden neben der (Fach-)Abiturnote teilweise auch gewichteteEinzelfachnotenals Auswahlkriterium hinzugezogen. Auch wird hier manchmal die Leistungskurswahl berücksichtigt.

 

Besonders bei medizinischen Studiengängen vergeben manche Universitäten Punkte für Berufserfahrung, Abschlussnote der Ausbildung oder geleistetenDienst. Wieviel Punkte für welche Ausbildung, welche Note und welchen Dienst variiert stark.

Gemein ist den Universitäten, dass es sich um fachverwandte Ausbildungen handeln sollte, wobei die Kriterien hierfür an jeder Universität unterschiedlich ausgelegt werden.

 

Viele Hochschulen berücksichtigen auch Testergebnissebei der Auswahl ihrer Studenten.

Der wohl bekannteste Test ist der TMS, der Test für medizinische Studiengänge, der von diversen medizinischen Fakultäten bei der Auswahl berücksichtigt wird. Dieser Test findet nur einmal im Jahr im Maistatt. Wer hier teilnehmen will, sollte sich intensiv vorbereiten und sich vor dem 15.1.für den Maitermin anmelden.

 

Auswahlgespräche finden vornehmlich an privaten, selten auch an staatlichen Hochschulen statt, weil sie sehr personal- und damit kostenintensiv sind.

 

Bei den bundesweit zulassungsbeschränkten Studiengängen kann auch das Kriterium Ortspräferenz zum Tragen kommen. Die Bewerber müssen 6 Wunschstudienorte in eine Reihenfolge bringen. Teilweise wählen Hochschulen nur diejenigen Studenten aus, die sie mit höchster Präferenz angewählt haben.

 

Da zumindest theoretisch jeder geeignete Bewerber ein Recht auf einen Studienplatz hat, ist und bleibt die Wartezeit ein weiteres Auswahlkriterium der Hochschulen bei zulassungsbeschränkten Studiengängen.  So sind es i.d.R. 10-20% der Studienplätze, die über Wartezeit vergeben werden müssen. Zur Wartezeit zählt zwischen Erwerb der HZB und Studienaufnahme, Semester in denen studiert wird, zählen nicht zur Wartezeit. Achtung: in den medizinischen Studiengängen ist das Kriterium „Wartezeit“ seit Dezember 2018 für Neubewerber weggefallen. Dafür erhalten die Kriterien „Ausbildung“, „Testergebnisse“ und „Besondere Eignung / Auswahlgespräch“ mehr Gewicht.

 

Fazit

 

Der Studiengang Deiner Wahl wird immer konkreter? Es kristallisiert sich eine Studienrichtung heraus?

Dann ist es ratsam, Dir die Homepagesder potentiellen Studiengänge in verschiedenen Städten möglichst frühzeitig anzuschauen, um dich über mögliche

Zulassungsvoraussetzungen und Auswahlkriterien zu informieren.

 

Da gute Englischkenntnisse mittlerweile fast überall vorausgesetzt sind, empfehlen wir jedem Studieninteressenten, seine Englischkenntnisse auszubauen und ggf. einen der 3 oben genannten Englischzertifikate zu erwerben. Hier ist allerdings wissenswert, dass die Tests kostenpflichtig sind und teilweise nicht älter als 2 Jahre sein dürfen.

 

Aber, bitte keine Panik. Manch einer absolviert den TMS noch im Abijahr, andere wiederum wollen sich intensive Vorbereitungszeit nehmen und nehmen erst im Folgejahr daran teil.

 

Jeder also nach seiner Vorliebe – aber bitte gut informiert und strategisch geplant.

Wer vorhat, sich ein Jahr nach dem Abi Zeit für Praktika, Work and Travel, FSJ etc. zu nehmen, kann gut noch Zeit für die geforderten Nachweise abzwacken.

 

Quelle: https://www.che.de/downloads/CHE_AP_190_Wie_komme_ich_an_einen_Studienplatz.pdf

 

 

 

 

 

 

 

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