Das Angebot an Mehrfachbachelor- und Interdisziplinären Studiengängen wird immer größer! Welche Möglichkeiten gibt es? Wo liegen die Chancen und Risiken dieser Studiengänge?
Möglichkeiten
Germanistik mit Europäischer Ethnologie und Geschichte, Archäologische Wissenschaften mit Kunstgeschichte und Angewandter Informatik, Kommunikationswissenschaft mit European Economic Studies und Allgemeiner Sprachwissenschaft oder Romanistik und Philosophie – die Fächerkombinationen bei einem mehrfächrigen Bachelorstudium sind sehr vielfältig!
Im 2-Fach-Bachelor, manchmal sogar im 3-Fach-Bachelor, studierst du in der Regel zwei gleichwertige Hauptfächer oder ein Hauptfach mit ein bis zwei Nebenfächern. Jedoch ist das von Hochschule zu Hochschule verschieden. Bei der Wahl deines Studienfachs solltest du dies berücksichtigen und dich vorab direkt bei der Hochschule informieren.
Bei einem 2-Fach-Bachelor kombinierst du dir deinen Studieninhalt gewissermaßen selbst, da du zwei Fachrichtungen auswählst. Klassisch sind hierbei beispielsweise zwei Sprachwissenschaften oder zwei Geisteswissenschaften. Meist sind jedoch fast alle Studienfächer kombinierbar. Insbesondere Lehramt-Fächer stehen oft zur Auswahl für einen 2-Fach-Bachelor. Da du im Lehramt-Studium mindestens zwei Studienfächer studieren musst, um als Lehrer zu arbeiten, bietet sich hier diese Studienform an. Oftmals sind beide Fächer gleichwertig und man spricht nicht von einem Haupt- und einem Nebenfach.
Neben dem Mehrfachbachelor gibt es natürlich auch die Möglichkeit direkt ein interdisziplinär angelegtes Studienfach (Hybridstudiengang) zu wählen. Hier sind die Inhalte aus zwei Fachrichtungen schon in der Studiengangsstruktur miteinander verbunden. Das hat den Vorteil, dass sich in der Prüfungsorganisation und im Lehrbetrieb keine Überschneidungen ergeben, was beim Mehrfachbachelor häufig der Fall sein kann.
Chancen
Ob Wirtschaftsingenieurwesen, Medizininformatik oder Lebenswissenschaften – Studiengänge wie diese vereinen mehrere Fachdisziplinen. Sie betrachten Problemfelder aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Gerade im Hinblick auf Themen wie Digitalisierung oder Ressourcenknappheit ergeben sich damit interessante Berufsaussichten.
Eine sinnvolle Reaktion auf diese Arbeitsmarktentwicklungen kann sein, einen Schnittstellenstudiengang zu belegen. Denn dort entwickeln die Studierenden die Fähigkeit, Kenntnisse aus verschiedenen Branchen anzuwenden. „Schnittstellenstudiengänge vermitteln Grundlagenwissen in mehreren Fachbereichen, gehen aber nicht so sehr in die Tiefe“, erklärt Gabrielle Säuberlich von der Agentur für Arbeit in Nürnberg. „Im Kern geht es meist darum, eine konkrete Fragestellung aus verschiedenen Richtungen zu betrachten, beim Wirtschaftsingenieurwesen etwa durch die betriebswirtschaftliche und durch die technische Brille“, sagt sie.
Beispiele dafür gibt es viele: von Cultural Engineering über Bioinformatik bis hin zu Pharmalogistik. Im Beruf haben Schnittstellen-Expert(inn)en dann oft die Aufgabe, zwischen den unterschiedlichen Denkweisen zu vermitteln und Brücken zu bauen.
Schau bei den Kombinationsmöglichkeiten auch über den Tellerrand! In einem geistes- und kulturwissenschaftlichen Studium kannst du auch Nebenfächer wie Angewandte Informatik oder BWL integrieren! Meist gibt es eine große Vielfalt an Kombinationsmöglichkeiten.
Prinzipiell gilt, dass jede Fächerkombination sinnvoll sein kann. Studiere das, was dir Spaß macht und dich deinem persönlichen Berufsziel näherbringt. Selbstverständlich ist es in bestimmten Fächern und bei bestimmten Berufszielen sinnvoller, einen 1-Fach-Bachelor auszuwählen, da hierbei die fachliche Vertiefung und die vermittelten Inhalte fokussierter und umfänglicher studiert werden können. Doch bedenke, dass es immer davon abhängt, was du mit deinem Studium erreichen möchtest.
Risiken
Das große Problem bei der Wahl der interdisziplinär angelegten Studiengänge ist die Vergleichbarkeit und mangelnde Transparenz im Angebot. Die Tendenz zu immer mehr Spezialisierung führt nicht nur zu einer immer größeren Zahl von Studienangeboten, sondern auch zu einer fachlichen Aufsplitterung, deren Nutzen für den Arbeitsmarkt nicht immer nachvollziehbar ist. Nur die wenigsten Personaler können mit einem Abschluss z.B. in „Alltagskultur und Gesundheit“ etwas anfangen. So vielfältig, interessant und modern viele Hybridstudiengänge auch daherkommen, das große Problem entsteht häufig beim Berufseinstieg. Während die klassischen Hybridfächer wie Wirtschaftsingenieurwesen, Medizintechnik, Sportökonomie oder Geoinformatik mittlerweile fest in die Arbeitswelt integriert sind und mitunter stark nachgefragt sind, wird es bei exotischeren Kombinationen noch lange dauern, bis klar ist, mit welchen Kompetenzen die Absolventen auf den Arbeitsmarkt kommen. Aus diesem Grund ist es manchmal durchaus sinnvoller, genauer auf die Studieninhalte zu schauen und im Zweifel lieber ein weniger exotisches grundständiges Studium zu wählen, auf das dann später ein auf die gewünschte berufliche Ausrichtung zugeschnittener Master aufgesetzt werden kann.
Möchtest du nach einem interdisziplinären Bachelor noch ein Masterstudium beginnen, ist es manchmal schwierig, die erforderlichen Leistungsnachweise für die Zulassungsvoraussetzungen zum betreffenden Masterstudium nachzuweisen. Besonders in den wirtschaftlichen Fächern ist es mitunter mit großen Unterschieden verbunden, in welchem Umfang man Module wie Statistik, VWL oder BWL nachweisen kann, wenn es sich um einen kombinierten Studiengang wie z.B. Wirtschaftspsychologie handelt und ein BWL-Master folgen soll. Meist reicht der geforderte Leistungsnachweis nicht aus und man muss einen Hybridmaster in der gleichen Ausrichtung wählen. Daher solltest du unbedingt rechtzeitig klären, welche Module jeweils belegt werden können und mit welcher Gewichtung sie in die Leistungsbewertung einfließen. Eine interessante Mischung der Studieninhalte und attraktive Kombinationsmöglichkeiten sind leider keine Garantie für einen Wunschmaster bzw. die Traumstelle beim Einstieg in den Beruf.
Fazit
Trotz dieser Problematik kann ein interdisziplinär ausgerichteter Studiengang oder ein Mehrfachbachelor dir die Chance bieten, nach deinen Neigungen und Interessen zu studieren. Das gilt besonders dann, wenn du dich nicht klar auf eine Fachrichtung festlegen kannst und gerne ein Experte für den jeweiligen Schnittstellenbereich sein möchtest. Auch diese Experten werden verstärkt auf dem Arbeitsmarkt gesucht! Das trifft besonders auf den Bereich der Automatisierung und Informatik zu, der im Rahmen der voranschreitenden Digitalisierung einen immer größeren Stellenwert einnimmt.
Quellen:
https://studienwahl.de/themen-des-monats/schnittstellenstudiengaenge
https://www.zeit.de/2016/31/studiengaenge-universitaet-studium-angebot
https://www.uni-bamberg.de/studienangebot/ueberblick-nach-abschluessen/mehrfaechrige-bachelorstudiengaenge/
https://www.bachelor-and-more.de/studienformen/2-fach-bachelor/