Aus der Praxis für euch: „Hi, Herr Müller, ich hab da mal ne Frage“

Die akademischen Leistungen der Dozenten ignorieren.

Der mit Abstand häufigste Fehler ist die völlige Missachtung jeglicher Konventionen bei der Anrede der Dozenten. Frei nach dem Lebensmotto: „Alle Menschen sind gleich“ wird gerne auf den akademischen Titel verzichtet und mit dem Professor genauso locker korrespondiert wie mit einer guten Freundin auf WhatsApp. Das kommt nicht immer gut an. Das ultimative Fettnäpfchen wäre dann tatsächlich die Freundschaftsanfrage in sozialen Netzwerken. Hochschulprofessoren wollen nur in den seltensten Fällen die Freunde ihrer Studierenden sein. Was nett gemeint ist, ruft bei den meisten Dozenten nur ungläubiges Kopfschütteln hervor.

Auch wenn man als Schüler seine Lehrer stets duzen durfte und in der Schule ein sehr entspannter Umgangston herrschte, sollte man sich davor hüten, diesen auf die Kommunikation mit Dozenten zu übertragen. Sicher sind viele junge Professoren, Lehrbeauftragte und Assistenten im Umgang locker und unkompliziert, dennoch empfinden auch sie es mitunter als befremdlich, wenn auf offiziellen Schreiben aus einem Prof. Dr.-Ing. Max Müller vom Erstsemesterstudenten mal eben ein Herr Müller gemacht wird. Schließlich kostete jeder dieser Titel meist sechs bis acht Jahre Lebenszeit und eine Menge Hirnschmalz. Auch die coolsten Typen wollen das zumindest offiziell noch gewürdigt sehen. Man tut als Student also gut daran, den genauen Titel zu recherchieren und in der schriftlichen Kommunikation auch strikt zu verwenden. Dazu gehört auch der E-Mail-Verkehr.

Etwas anders läuft es mit der mündlichen Kommunikation. Hierbei empfiehlt es sich bei einem ersten Kontakt am Telefon oder bei einem persönlichen Treffen den Namen mit dem höchsten akademischen Titel der Person zu verwenden. Also entweder „Herr Professor Müller“ oder „Frau Doktor Meier“. Alle untergeordneten Titel und die Bezeichnung der Fachrichtung können in dem Fall wegfallen, anders als beim Schriftverkehr. Nur wenn die angesprochene Person ausdrücklich darauf hinweist, dass sie nur mit ihrem Namen angesprochen werden möchte, ohne Titel, darf man darauf demnächst verzichten. Die Situation ist auch generationsabhängig zu betrachten. Besonders ältere Professorinnen und Professoren reagieren mitunter recht empfindlich, wenn Studierende ihnen nicht mit dem erwarteten Respekt begegnen. In den meisten Universitäten herrschen noch ziemlich hierarchische Strukturen, die sich nur sehr langsam auflösen. Also, auch wenn es dir antiquiert und uncool erscheint, aus eigenem Interesse solltest du in dieser Frage immer besonders sorgfältig und korrekt sein.

An Fachhochschulen oder Hochschulen geht es meist etwas lockerer zu. Hier werden auch die Professoren und Professorinnen oft nur mit dem Namen angesprochen. Wenn du unsicher bist, kannst du dich bei Tutoren höherer Semester oder bei der Sekretärin des Fachbereichs erkundigen.

 

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