Warum sich so viele junge Menschen überfordert fühlen – und was Du dagegen tun kannst
Du studierst, arbeitest, machst Praktika, versuchst dabei irgendwie fit, engagiert und gut gelaunt zu bleiben – aber innerlich fühlst Du Dich leer? Gestresst, antriebslos oder dauerangespannt? Vielleicht kennst Du dieses Gefühl: Eigentlich läuft alles – aber irgendwie bist Du ständig müde vom Leben.
Damit bist Du nicht allein. Immer mehr junge Menschen erleben psychische Erschöpfung – noch bevor das Berufsleben richtig begonnen hat. Leistungsdruck, Zukunftsangst, Selbstoptimierung und gesellschaftliche Erwartungen treffen auf eine Welt, die instabil, komplex und oft widersprüchlich wirkt. Das Ergebnis? Überforderung – und manchmal ein stiller Rückzug in sich selbst.
1. Burnout beginnt nicht erst im Job – sondern oft schon im Kopf
Beate Wilken schreibt in ihrem Buch „Burnout mit 25?“, dass viele Symptome viel früher auftreten, als man denkt: Schlafstörungen, ständige Anspannung, innere Unruhe, das Gefühl, nie genug zu sein. Viele erleben das schon während Schule oder Studium – lange bevor sie überhaupt auf dem Arbeitsmarkt angekommen sind.
Was früher ein „Managerproblem“ war, betrifft heute auch Studierende, Schüler:innen, Auszubildende: Wer immer nur funktioniert, ohne Pausen, ohne echte Anerkennung, ohne emotionale Sicherheit – brennt aus.
2. Woher kommt der Druck?
Ein paar typische Auslöser, die heute auf viele junge Menschen gleichzeitig wirken:
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Vergleichsdruck: Social Media suggeriert, dass andere erfolgreicher, produktiver, glücklicher sind.
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Leistungsdruck: Schule, Uni und Arbeitgeber fordern Selbstorganisation, Disziplin und Höchstleistung – oft ohne echte Begleitung.
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Zukunftsangst: Klimakrise, Kriege, Wirtschaftslage, Jobunsicherheit – wie soll man planen, wenn alles unsicher ist?
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Fehlende Erholung: Selbst die Freizeit ist oft getaktet, durchoptimiert – und selten wirklich regenerierend.
Das Problem: Viele denken, es liegt an ihnen. Dabei ist es oft das System, das krank macht – nicht die Einzelnen.
3. Was kannst Du tun, bevor es zu viel wird?
Du musst nicht warten, bis Du komplett ausgelaugt bist, um etwas zu verändern. Es gibt Wege, früher gegenzusteuern – und Dich selbst besser zu schützen.
a) Erkenne Deine Grenzen – und nimm sie ernst
Nicht jeder Tag muss produktiv sein. Nicht jeder Abend muss verplant sein. Pausen sind kein Zeichen von Schwäche, sondern von Selbstrespekt.
b) Hör auf, Dich ständig zu vergleichen
Was Du auf Social Media siehst, ist kein realistischer Maßstab. Vergleich bringt selten Klarheit – aber oft Selbstzweifel.
c) Sprich über Deine Erschöpfung
Je früher Du darüber sprichst – mit Freunden, Eltern, Beratungsstellen oder Therapeut:innen – desto besser. Du bist nicht komisch. Du bist nicht schwach. Du bist einfach ehrlich.
d) Finde Deine eigene Definition von Erfolg
Nicht alle müssen die Welt retten oder mit 23 Gründer:in sein. Vielleicht ist echter Erfolg für Dich: gesund bleiben, Menschen gut behandeln, Dich selbst nicht verlieren.
e) Achte auf Deine Energie – nicht nur auf Deine Zeit
Plane Pausen so selbstverständlich wie Termine. Frage Dich: Was gibt Dir Kraft – und was raubt sie Dir?
4. Was sich gesellschaftlich ändern muss
Natürlich kannst Du viel für Dich selbst tun. Aber genauso wichtig ist: Das System muss sich verändern. Universitäten, Unternehmen, Schulen – sie müssen lernen, psychische Gesundheit genauso ernst zu nehmen wie Noten oder Leistung.
Dazu gehört:
- Leistung nicht als wichtigstes Kriterium
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Offene Gespräche über mentale Gesundheit
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Zugang zu Beratung und Therapie
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Realistischere Erwartungen an junge Menschen
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Weniger Bewertung, mehr Begleitung
- Wertschätzung unabhängig der Arbeitsleistung
Fazit
Wenn Du das Gefühl hast, es ist alles zu viel – dann stimmt dieses Gefühl. Und Du darfst es ernst nehmen. Du musst nicht perfekt sein, nicht ständig funktionieren, nicht alles auf einmal schaffen. Es ist okay, unsicher zu sein. Es ist okay, Hilfe zu brauchen. Es ist okay, Pausen zu machen.
Das Gegenteil von Burnout ist nicht Urlaub. Es ist Verbindung. Zu Dir selbst. Zu anderen. Zum echten Leben.
Das Buch zum Thema: Beate Wilken, Burnout mit 25? Junge Erwachsene zwischen Optimierungsdruck, Dauerkrisen und Zukunftsangst, Kohlhammer Verlag Stuttgart 2024