Die Frage, ob wir in Zukunft überhaupt noch Designer*innen brauchen, begegnet uns derzeit immer häufiger. Schließlich kann KI heute schon auf Knopfdruck Logos, Bilder oder Layouts erstellen. Bedeutet das also das Ende kreativer Berufe? Ganz klar: Nein. Aber es verändert unsere Rolle.
KI-Tools machen Gestaltung zugänglicher – auch für Menschen ohne Designausbildung. Das kann auf den ersten Blick nach Demokratisierung aussehen. Doch auf den zweiten Blick zeigen sich die Schwächen: kleine Fehler in Bildern, leere Inhalte, Gestaltung ohne Haltung. Die Gefahr: Wir gewöhnen uns an das Mittelmaß – nur weil es einfach verfügbar ist. Und das wäre ein Rückschritt für das Design, das sich über Jahre emanzipiert hat – weg von „Hauptsache schön“ hin zu „funktional, durchdacht und bedeutungsvoll“.
Denn echtes Design ist mehr als eine ansehnliche Oberfläche. Es bedeutet, Bedürfnisse zu erkennen, kreative Lösungen zu finden und Dinge nutzbar und begehrenswert zu machen. Dafür braucht es kreatives Denken, Erfahrung, Empathie und Haltung – Dinge, die KI (noch) nicht beherrscht.
Wenn also KI uns als Designer*innen komplett ersetzen könnte, hätten wir unseren Beruf vielleicht ohnehin nicht ernst genug genommen. Die Herausforderung liegt vielmehr darin, KI als Partner zu verstehen – als kreativen Sparringspartner, der uns inspiriert, aber nicht lenkt.
Wie in Design-Teams üblich, entsteht im Dialog oft das Beste. Genau so könnte es auch mit KI funktionieren: als Ideenquelle, als schneller Prototyp, als Impulsgeber – aber nicht als finale Entscheidung. Denn KI kombiniert Bestehendes, aber sie schafft selten wirklich Neues. Innovation entsteht dort, wo Menschen Muster brechen, querdenken, bewerten und weiterentwickeln.
Besonders im Produktdesign zeigen sich spannende Möglichkeiten: Varianten generieren, Skizzen in Renderings umsetzen, Ideen visualisieren – schneller, variabler, mit mehr Spielraum. Doch auch hier gilt: Die finale Entscheidung bleibt menschlich.
KI ist unberechenbar. Was heute noch als unmöglich gilt, kann morgen Standard sein – oder eben auch nicht. Umso wichtiger ist es, dass wir als Gestalter*innen unseren Anspruch nicht aufgeben. Unsere Rolle wird nicht überflüssig – sie wird strategischer, reflektierter, entscheidungsstärker.
Das Ziel sollte also nicht sein, KI blind zu nutzen – sondern bewusst:
Für bessere Gestaltung. Nicht für schnelle Lösungen.
Siehe dazu: AW No.3 2025