Studium und Beruf: Der Arbeitsmarkt der Zukunft

 

Was verändert sich in der Zukunft?

Schon immer sinnieren Wissenschaftler und Literaten über die Zukunft und die damit einhergehenden Veränderungen für die Zukunft der Arbeit. Während Jules Verne schon 1870 beschrieb, dass die Elektrizität die Dampfkraft ablösen würde und damit Recht behielt, waren Bill Gates und der Trendforscher Matthias Horx sicher: „Das Internet setzt sich nicht durch.“

Zukunftsprognosen sind schwierig.

Man wünscht sich die Kristallkugel, um einen kurzen Blick in die Zukunft zu riskieren. Da uns diese Technik verwehrt bleibt, hilft nur, sich die Entwicklungen anzusehen und daraus mögliche Rückschlüsse für die kommenden Jahre zu ziehen.

 

Wie also könnte sich die Arbeit in Zukunft verändern?

Während bis Anfang des letzten Jahrhunderts der Agrarbereich, der primäre Sektor, die Haupternährungsquelle der Deutschen war, hat bis fast in die 80er der sekundäre Sektor oder Industriesektor die Wirtschaftssektoren dominiert.

Im Jahr 2017 sind 74,5% der Beschäftigten im tertiären Sektor, d.h. im Dienstleistungssektor tätig.

Um den wirtschaftlichen Veränderungen und der Heterogenität der Dienstleistung gerecht zu werden, definierte  Jean Gottmann  1961 den quartären Sektor oder Wissenssektor, als Menge aller Dienstleistungen, die besonders hohe intellektuelle Ansprüche stellen und ausgeprägte Verantwortungsbereitschaft erfordern. Hierunter fallen insbesondere:

  • Beratung: Ingenieure, Rechtsanwälte, Wirtschaftsberater, Steuerberater, Heil- und Erziehungsberufe.
  • IT-Dienstleistungen
  • Hochtechnologie (High Tech) wie Nanotechnologie, Biotechnologie usw.
  • Kommunikationstechnik

Diese Dienstleistungen sind im Schaubild nicht separat aufgeführt, sondern dem tertiären Sektor zugerechnet. Es liegen für den quartären Sektor noch keine verlässlichen Zahlen vor.

Es ist aber davon auszugehen, dass der quartäre Sektor zunehmend wachsen wird.

Schenkt man den Wirtschaftsforschern Glauben, werdensich diewestlichen Dienstleistungsgesellschaften in naher Zukunft zu Informationsgesellschaften entwickeln.

Unsere Großeltern waren Kinder des Industriezeitalters, unsere Eltern arbeiteten im tertiären Bereich, für unsere Kinder wird es sehr wahrscheinlich, dass Sie im Wissenssektor Fuß fassen werden.

 

Wie kommt es dazu?

 

Verschiedene globale Faktoren verändern Gesellschaft und Umwelt und so letztlich die Zukunft der Arbeit:

  •       Demographischer Wandel

In vielen Ländern geht die Geburtenrate zurück, während die Menschen immer älter werden. In einer alternden Gesellschaft sinkt die Zahl der Menschen in arbeitsfähigem Alter, während die Kosten für die Betreuung der Senioren zunehmen. Vor allem im Gesundheitssektor werden sich diese Entwicklungen auswirken und der Arbeitsmarkt muss darauf reagieren.

  •      Klimawandel

Fossile Brennstoffe werden immer knapper. Nur mithilfe von erneuerbaren Energien kann der Energiebedarf auch in der Zukunft gedeckt werden. Das Thema rund um die Gewinnung von Wind-, Wasser- und Solarkraft wird weiter an Bedeutung gewinnen und nicht nur die Politik beschäftigen, sondern auch nachhaltig die Wirtschaft revolutionieren.

  •     Einwanderung

Der Klimawandel wird auch Einfluss auf die Einwanderung haben. Bestimmte Regionen der Welt werden unbewohnbar. Menschen aus diesen Regionen werden sich in anderen Ländern niederlassen. Die Gesellschaft wird vielfältiger. Interkulturelle Kompetenzen und auch unterschiedliche Sprachen werden dann besonders gefragte Fähigkeiten sein.

  •     Digitalisierung

Das weltweite Datenvolumen verdoppelt sich alle zwei Jahre. In Zukunft wird der Umgang mit sogenannten Big Data, Datenmengen, die mit den klassischen Methoden der Datenauswertung nicht mehr ausgewertet werden können, immer wichtiger. Es ist davon auszugehen, dass Berufe entstehen werden, die sich auf den Umgang mit diesen Daten spezialisieren. Außerdem werden die Schnittstellendisziplinen von Informatik zu Wirtschaft, Technik, Recht und Ethik mehr Bedeutung bekommen.

  •     Sicherheit

Zukünftig werden wir ständig zwischen dem Bedürfnis nach Sicherheit und dem nach Freiheit hin- und her schwanken, gerade auch im Internet. Wir wollen alles teilen, jede Information mitbekommen und von überall Zugriff haben – gleichzeitig aber unsere Privatsphäre schützen. Auch hier werden Berufe entstehen, die sich in den Schnittstellenbereichen aus Wirtschaft, Technik, Recht und Ethik ergeben.

  •      Personalisierung

Das Phänomen der individualisierten Massenfertigungwird zunehmen, vor allem im Gesundheitssektor. Krankenhäuser werden zu Gesundheitsfabriken, Sportkleidung könnte Gesundheit und Körperfunktion überwachen. Berufe, die diese Produkte entwerfen, werden entstehen.

 

  •     Technischer Fortschritt

Mit zunehmender Automatisierung ist davon auszugehen, dass nicht nur Jobs, sondern möglicherweise ganze Berufsfelder revolutioniert werden. Wo heute noch menschliche Arbeitskraft gefragt und benötigt ist, fällt vielleicht in zehn Jahren der Markt vollkommen weg, weil es technische Lösungen gibt, die sich durchgesetzt haben. Schneller, einfacher und nicht zuletzt billiger.

Außerdem schreiten die technischen Entwicklungen heutzutage mit einer größeren Geschwindigkeit voran als noch vor wenigen Jahrzehnten. Moderne Kommunikationswege und die Globalisierung führen zu einer immer schnelleren Abfolge von Entwicklungen. Der Grundstein dafür wurde zwar bereits im 18. Jahrhundert gelegt, dennoch ermöglichen moderne Kommunikationswege und die Globalisierung eine völlig andere Vernetzung. Beides wirkt sich auf die schnellere Abfolge von Entwicklungen aus.

 

Kann ein Computer auch meinen Job übernehmen?

Das Bundesagentur für Arbeit hat ein Tool entwickelt, das die unterschiedlichen Berufsbilder auf Zukunftsfähigkeit überprüft.

Probieren Sie selbst!

https://job-futuromat.iab.de/

Außerdem, so sagen Werner Eichhorst und Florian Buhlmann von der Universität Mannheim,

ist davon auszugehen, dass sich der in der Vergangenheit begonnene Trend – weg von den Routinetätigkeiten und hin zu Nicht-Routinetätigkeiten – weiter und möglicherweise beschleunigt fortsetzt.

Schaut man sich die Stellen auf den, Online-Job-Plattformen an, entspricht das dem Bild:

 

Business Development Manager Lab automation (m/w)

Verantwortungsvolle Aufgabe am Schnittpunkt von Produktmarketing und Vertrieb

Ihre Aufgabe:

  • Entwurf, Durchführung und Begleitung einer Produkt- und Produktmarketingstrategie als Business Development Manager
  • Akquisition und Betreuung von Neu- und Bestandskunden im Bereich Laborautomation

 

 Inhouse Elektroingenieur (m/w)

Mitarbeit in der Produktentwicklung (elektronisch gesteuerte 3D-Fertigungsmaschinen)

 Ihre Aufgaben:

  • Mitarbeit beim Systemdesign zukünftiger Produkte in einem interdisziplinären Team
  • Realisierung von Steuerungskonzepten auf SPS- und IPC-Basis

 

Stark spezialisierte Fachkräfte sind gesucht. Und solche Fachkräfte sind nicht leicht zu finden.

So kommt es zum Fachkräftemangel, der regelmäßig von den Medien gerne auch ohne Schilderung dieser Hintergründe, gepostet wird.

Es ist davon auszugehen, dass sich die Arbeitsbedingungen der spezialisierten Fachkräfte bezüglich Entlohnung, Arbeitszeiten, Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie Freizeit deutlich verbessern werden.

Aber diese Arbeitnehmer brauchen Kompetenzen, die oft über reine Fachkompetenzen hinausgehen.

Es geht derzeit und in Zukunft vor allem um die Optimierung von Prozessen, die meistens verschiedene Disziplinen betreffen, mit dem klaren Ziel, menschliche Handarbeit weitestgehend überflüssig zu machen. Die neuen Aufgaben stehen nicht allein, sondern sind verknüpft mit anderen und überschreiten Bereiche. Sie sind eingebunden in kommunikative Aufgaben: informieren, überzeugen, entwickeln, gemeinsam Lösungen finden.

Aufgaben hingegen, die abgegrenzt sind, wie das Fertigen einer Konstruktionszeichnung oder eines Softwareteils, werden z.B. nach Indien outgesourct, das sogenannte Offshoring.

Deshalb ist heute ein Mitarbeiter gefragt, der weniger hierarchiegläubig, dafür kreativer, flexibler und lernbereiter ist als früher.

 

 Und was bedeutet das für Ihr Kind?

 

  • Nichts ist sicher ….

 

Ganze Branchen werden revolutioniert. Davon sind auch die historischen Fluchtburgen für Sicherheitsorientierte betroffen, z.B. der öffentliche Dienst.

Eigenverantwortliches Denken muss deshalb Versorgungsdenken ersetzen. Natürlich ist Sicherheit ein ganz zentrales menschliches Bedürfnis, es muss allerdings umgedeutet werden, denn Branchen, die bis dato mit Sicherheit verbunden wurden, sind es gerade nicht mehr. Ob es in 10 – 20 Jahren z.B. noch einen annähernd so großen Beamtenapparat geben wird, ist mehr als fraglich.

Statt nach dem Studium ausgelernt zu haben, geht es um permanente Weiterbildung gerne auch in fachfremden angrenzenden Disziplinen. Daher ist das konservative und sicherheitsorientierte Denken der Elterngeneration überholt und kontraproduktiv, also nicht der richtige Ratgeber für die junge Generation, die, traut man Wirtschaftsforschern, im Durchschnitt zwölfmal den Arbeitgeber wechseln wird. Stattdessen gilt:

 

  • ….nur das eigene Wissen ist sicher: Aufbau von Spezialwissen

Über 70% der Deutschen arbeiten im tertiären Sektor und verdienen ihr Geld mit Dienstleistungen. Einfache, standardisierbare Dienstleistungen werden aber zunehmend von Computern übernommen. Nicht standardisierbare Aufgaben, die Fachkompetenz, Methodenwissen und persönliches Engagement fordern, bleiben bestehen und werden gut bezahlt. Wichtig für ihr Kind ist daher, dass es in einem von ihm priorisierten Bereich Experte wird. Das funktioniert z.B. durch Schwerpunktbildung im Masterstudiumsowie permanente Weiterbildungim Job sowie Schulung interdisziplinären Denkensim Studium oder im Beruf z.B. durch Abteilungswechsel. Damit gleich der erste Job ein Traumjob wird gilt des Weiteren:

 

  • Berufserfahrung vorweisen durch Praktika

Weiter oben hatten wir das Thema „Fachkräftemangel“ kurz unter die Lupe genommen. Am Markt werden teilweise „eierlegende Wollmilchsäue“ gesucht, natürlich mit Praxiserfahrung. Je mehr, je längere Praktika, je renommierte die Arbeitgeber und je erkennbarer der „Rote Faden“, der sich durch Studium und Praxiserfahrung zieht, desto besser.

Weiterbildung und Spezialisierung sind natürlich dann am fruchtbarsten, wenn der Fokusbereich Spaß macht und zu den eigenen Interessen und Talenten passt. Daher:

 

  • Das Studium muss Spaß machen!

Das soll nicht heißen, dass wirklich alles am Studium begeistern muss: die Statistikscheine in der Psychologie, die Mathescheine in der BWL, die Altdeutschseminare in der Germanistik: das sind Grundlagen und gleichzeitig Hürden, durch die sich so mancher quälen muss.

Dennoch –  die Kernfächer des Studienfaches und die anschließenden Berufsmöglichkeiten sollten zu den Interessen und Fähigkeiten passen. Denn nur wer Spaß hat an dem was er tut, kann auch langfristig erfolgreich sein. Doch bei allem Spaß sollte auch der folgende Punkt Berücksichtigung finden:

 

  • Existenzsichernde Entlohnung

„Status und Bezahlung sind mir unwichtig. Wichtig ist, dass ich im Beruf nachhaltig und sinnstiftend wirken kann.“ Das sind wunderbare und ehrenvolle Zielsetzungen! Wir fordern allerdings ein Nebenziel: das ist leistungsgerechte und existenzsichernde Bezahlung. Oft ist es für Schüler nur schwer zu antizipieren, was sie einmal zum Leben brauchen. Helfen Sie Ihren Kind und stellen Sie eine Lebenshaltungskostenrechnung auf. Vergleichen Sie mit der durchschnittlichen Bezahlung in den verschiedenen Branchen, Regionen und Unternehmensgrößen. Gerne posten wir hierzu später aktuelle Zahlen.

 

  • Kreativität und Gestaltungskraft sind gefragt

Mit Kreativität verbinden wir häufig bildende oder darstellende Kunst. Da wird etwas geschaffen, das viele Menschen in Staunen versetzt, weil sie selbst nicht über das Talent verfügen, beispielsweise wirklichkeitsgetreu zu zeichnen oder auf der Bühne zu stehen und die Werke namhafter Meister aufzuführen.

Tatsächlich ist Kreativität sehr viel mehr und kann in allen Fachbereichen zum Einsatz kommen.

Kreativität ist die Fähigkeit, etwas zu erschaffen, was neu oder originell und dabei nützlich oder brauchbar ist.

Dem internationalen Vergleich standhalten und trotz fortschreitender Automatisierung gefragt zu sein: das schaffen besonders kreative Köpfe. Eine der letzten Kompetenzen, die dem Wettbewerb aus Fernost und den immer intelligenter werdenden KIs trotzt. Kreative Menschen haben es in vielen Lebensbereichen leichter als andere. Sie können sich schneller auf neue Situationen einstellen, suchen und finden für ihre Probleme Lösungen, die auch vom ausgetretenen Pfad abweichen und meistern schwierige Situationen, indem sie improvisieren und sich von klassischen Denkmustern lösen.

Das Gute ist, Kreativität kann trainiert werden!Und wie das geht und wie Sie als Eltern Ihre Kinder dabei unterstützen können, lesen Sie in einem der nächsten Blogbeiträge.

 

Quellen:

Canadian Scholarship Trust Plan: https://www.cst.org/en/about-cst/careers

https://karrierebibel.de/zukunft-der-arbeit/

Hofert, Svenja: Am besten wirst du Arzt: So unterstützen Sie ihr Kind wirklich bei der Berufswahl, 2012

in Studium und Beruf by